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Rezension: Das neue Buch von Jörn Leogrande.

Der Wirtschaftsskandal rund um den Finanzbetrug von Wirecard gilt als der größte Finanzskandal des Jahrzehnts. Während COO Jan Marsalek die Flucht im Stil eines Hollywood-Bösewichts beging, wurden zahlreiche Vorstände verhaftet. Die Erfolgsstory des umjubelten DAX-Unternehmens geriet zum unglaublichen Kriminalfall.

In seinem neuen Buch enthüllt Jörn Leogrande die Hintergründe, wie es zu diesem Fall kommen konnte. Leogrande war selbst rund 15 Jahre für Wirecard in führender Position tätig und hatte nach eigenen Angaben zwar Zweifel an der Geschäftsgebarung, aber keine konkreten Hinweise. Es war für ihn immer schon bemerkenswert, dass Wirecard jedes Jahr auch in Krisenzeiten um 30 Prozent in Umsatz und Gewinn wuchs, was nicht einmal Weltkonzerne wie Apple oder Microsoft gelang.

Ein wesentlicher Aspekt des kometenhaften Aufstiegs von Wirecard war die Rolle von Markus Braun. Leogrande beschreibt ihn als Menschen, der nicht nur gutes Geld mit Bezahlsystemen im Glücksspiel und Erwachsenenunterhaltung verdienen will, sondern einen Weltkonzern leiten wollte. Er sorgte dafür, dass die Story des enormen Wachstums des Unternehmens in der Kommunikation nach außen stark verbreitet wurde. Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie etwa ein neues Gesetz in den USA über das Verbot von Payment Leistungen für Internet-Casinos, führen nicht etwa zur Abkehr von diesem Geschäftsfeld. Es wird nur der Stand der nächsten einschlägigen Messe leergehalten. An den zwielichtigen Geschäften, die höchst einträglich sind, ändert sich nichts.

Im Unternehmen wird alles getan, um die dubiosen Geschäfte zu verschleiern. Selbst der Geschäftsbericht des börsenotierten Unternehmen wird bewusst so kompliziert und langatmig verfasst, dass kein Analyst auf die Idee kommen soll, ihn zu lesen. Der Einzige, der sich die Arbeit antut, ist es Blogger, der einen kritischen Beitrag über die Geschäfte von Wirecard verfasst, der schließlich über 20 Millionen Mal aufgerufen wird. Auch wenn es kritische Fragen auf der Hauptversammlung gibt, räumt eher der Aufsichtsrat entnervt seinen Platz, als Veränderungen im Unternehmen zu bewirken. Die Prüfer von Ernst & Young stellen in der Bilanz keine Unregelmäßigkeiten fest. Kritiker werden mit Gutachten zufriedengestellt, die Medien werden mit ablenkenden Storys gefüttert.

So geht es viele Jahre, und am Ende hat natürlich jeder vor dem großen Knall gewusst, dass etwas nicht stimmt. Die Börsenstory, Geld, Macht und Aufstieg war alles Schall und Rauch. Auf eine seltsame Art und Weise entsteht der Eindruck, dass selbst die mediale Darstellung von Jan Marsalek vom Börsenheld zum Bösewicht in Hollywood-Manier das Ego des Hauptdarstellers befriedig. Ob gut oder böse: Hauptsache in der Zeitung.

Als Tüpfelchen auf dem i wird am letzten Arbeitstag auch die Bewertung der Mitarbeiter für das Management-by-Objectives veröffentlicht. Insgesamt wurden die Ziele zu 94,4 Prozent erreicht. Auch die letzten Präsentationen zeigen ein steiles Wachstum von Umsatz und Wachstum bis 2025. Doch am Ende bleiben vom einstigen Börsenstar nur schicke Powerpoint-Präsentationen, ein gewaltiges Finanzloch und der Kriminalfall, der wohl noch viele Jahre andauern wird.

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