Rezension: Das neue Buch von Daniel Kahnemann.
In seinem neuen Buch stellt Nobelpreisträger Daniel Kahnemann zwei Arten von Fehlern vor: Bias und Noise. Die Bias beschreibt eine Verzerrung, der alle unterliegen. Wenn beispielsweise der Lauf eines Gewehrs verzerrt ist, treffen alle guten Schützen gleich, aber keiner von ihnen ins Ziel.
Noise beschreibt das Rauschen, das entsteht, indem alle Treffer weit verstreut sind. Noise hat viele Anwendungsgebiete im täglichen Leben und reicht von verschiedenen Richterurteilen in ähnlichen Fällen bis zu unterschiedlichen Entscheidungen von Schadenregulierern einer Versicherung. Auch wenn die Ausgangspunkte ähnlich sein mögen, gelangen verschiedene Personen zu völlig unterschiedlichen Erkenntnissen und Entscheidungen.
Wenn wir daher Urteilsfehler verstehen und möglichst beheben wollen, müssen wir sowohl die Bias, also die systematische Abweichung, als auch Noise, die Zufallsstreuung, beachten. Kahnemann betont, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten bei gewichtigen Entscheidungen unseres persönlichen und öffentlichen Lebens sind, etwa:
– Medizin durch unterschiedliche Diagnosen des selben Patienten
– Vorhersagen über Wirtschaft und Arbeitsmarkt
– Asylentscheidungen
– Personalentscheidungen
– Kriminaltechnik
Kahnemann betont, dass es trotz aller Schwächen von Noise bei unseren Entscheidungen gar nicht wünschenswert ist, wenn wir sie auf Null reduzieren. In manchen Bereichen kann es uns nicht gelingen, Noise völlig auszuschalten, in anderen Bereichen wäre es zu teuer. Und schließlich kann die Eliminierung von Noise dazu führen, dass sich Menschen bei ihrer Arbeit nur noch als Rädchen in einer großen Maschine verstehen. Algorithmen könnten zwar Noise reduzieren, führen aber zu einem Verlust an Menschlichkeit, der für viele unserer Entscheidungen notwendig ist.
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