+43 676 534 12 57 cp@conradpramboeck.com

Was tun, wenn der Top-Performer eine Erhöhung verdient hat, das Unternehmen aber einen Aufnahmestopp oder Budgetdeckel verhängt hat? Wer jetzt nur mit den Achseln zuckt, riskiert die Kündigung. Die Lösung liegt im „Total Rewards“ Modell.

Die ökonomische Realität: Die Grenzen des monetären Anreizes

Geld motiviert – aber nur kurzfristig. Zahlreiche Studien belegen den sogenannten „Flash-Effekt“: Eine Gehaltserhöhung sorgt für einen Motivationsschub von durchschnittlich drei bis sechs Monaten. Danach wird das neue Gehalt zur Normalität, und der Mitarbeiter orientiert sich am nächsten Vergleichswert.

Als Gehaltsexperte mit über 25 Jahren Erfahrung kenne ich diese Dynamik aus tausenden Beratungsgesprächen: Ab einem bestimmten Schwellenwert wirkt Geld nicht mehr als Motivator, sondern nur noch als Hygienefaktor. Zu wenig Gehalt demotiviert, aber mehr Gehalt motiviert nicht automatisch besser. Was wirklich bindet, sind Faktoren wie Wertschätzung, Autonomie, Entwicklungsperspektiven und Work-Life-Balance.

Die gute Nachricht: Genau hier liegen Ihre Verhandlungsmöglichkeiten, auch wenn das Budget gesperrt ist.

Das „Pramböck-Portfolio“ der Alternativen

In meinen Trainings vermittle ich Führungskräften ein strukturiertes Portfolio an Verhandlungsmasse jenseits des Bruttolohns. Diese Alternativen kosten das Unternehmen oft wenig bis nichts, haben aber einen enormen Wert für die Mitarbeiter:

Zeit-Souveränität

Zeit ist die wertvollste Währung im Leben vieler Menschen. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern Kontrolle über ihre Zeit:

  • Home-Office-Garantien: Vertraglich fixierte Remote-Tage, auch wenn andere Mitarbeiter ins Büro müssen
  • Flexible Arbeitszeiten: Gleitzeit mit erweitertem Zeitkorridor oder Vertrauensarbeitszeit ohne Kernarbeitszeiten
  • 4-Tage-Woche: Bei reduziertem Gehalt, aber vollem Sozialversicherungsschutz – für Eltern, Studierende oder Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen oft attraktiver als eine Gehaltserhöhung
  • Sabbatical-Optionen: Das Recht, nach drei Jahren ein unbezahltes Vierteljahr freizunehmen

Diese Maßnahmen signalisieren Vertrauen und ermöglichen echte Work-Life-Balance – oft wichtiger als 5 Prozent mehr Gehalt.

Investment in Humankapital

Investitionen in die Entwicklung Ihrer Mitarbeiter sind Win-Win-Situationen:

  • Weiterbildungsbudget: Übernahme von Zertifizierungen, Konferenzbesuchen oder Fachkursen
  • Coaching-Programme: Externes Business-Coaching oder Mentoring durch erfahrene Führungskräfte
  • Studiengänge: Teilfinanzierung eines berufsbegleitenden MBA oder Masters
  • Lernzeit: Freistellung für Weiterbildung während der Arbeitszeit

Der Mitarbeiter erwirbt wertvolle Kompetenzen, das Unternehmen profitiert von gesteigerter Expertise. Und: Diese Investitionen können oft über mehrere Jahre gestreckt werden, statt sofort ins Jahresbudget zu schlagen.

Status und Autonomie

Unterschätzen Sie nicht die Macht von Anerkennung und Verantwortung:

  • Titel-Upgrades: Vom „Projektmitarbeiter“ zum „Senior Projektleiter“ – ohne Gehaltserhöhung, aber mit mehr Marktkapital für die Zukunft
  • Leuchtturm-Projekte: Übertragung von prestigeträchtigen, sichtbaren Projekten mit Außenwirkung
  • Entscheidungsautonomie: Eigenes Budget, eigene Personalverantwortung, direkte Berichtslinie an die Geschäftsführung
  • Thought Leadership: Möglichkeit, das Unternehmen auf Konferenzen zu repräsentieren, Fachartikel zu schreiben oder als Experte aufzutreten

Diese Maßnahmen kosten praktisch nichts, erhöhen aber massiv das psychologische Einkommen und die intrinsische Motivation.

Die Psychologie der Verhandlung: Wertschätzung artikulieren

Wenn Sie einem Mitarbeiter keine Gehaltserhöhung gewähren können, ist die Art und Weise, wie Sie „Nein“ sagen, entscheidend. Ein „Nein“ zum Geld muss ein klares „Ja“ zur Person sein.

Falsch: „Tut mir leid, das Budget ist gesperrt. Ich kann nichts machen.“

Diese Antwort signalisiert Hilflosigkeit und mangelnde Wertschätzung. Der Mitarbeiter fühlt sich abserviert und beginnt, sich nach Alternativen umzusehen.

Richtig: „Ihre Leistung verdient Anerkennung, und ich verstehe Ihren Wunsch nach einer Erhöhung absolut. Leider ist unser Gehaltsbudget derzeit gedeckelt – eine Entscheidung, die ich selbst bedauere. Aber Ihre Entwicklung ist mir wichtig. Lassen Sie uns überlegen, wie ich Sie auf andere Weise unterstützen kann.“

Dieser Ansatz kombiniert drei wichtige Elemente:

  1. Anerkennung der Leistung: Sie bestätigen den Wert des Mitarbeiters
  2. Transparenz über Grenzen: Sie erklären die Budgetsituation, ohne sich dahinter zu verstecken
  3. Lösungsorientierung: Sie signalisieren Handlungsbereitschaft

Entscheidend ist nun das Folgegesprochen: Stellen Sie offene Fragen, um herauszufinden, was dem Mitarbeiter wirklich wichtig ist. „Wenn Geld gerade nicht möglich ist – was würde Ihre Situation hier deutlich verbessern?“ oder „Was sind aktuell Ihre wichtigsten persönlichen oder beruflichen Ziele?“

Case Study: Die 0-Euro-Retention

Ein mittelständisches Software-Unternehmen stand vor einem Problem: Ihr bester Entwickler hatte ein Angebot eines Konzerns vorliegen – 10 Prozent mehr Gehalt. Das Budget des Unternehmens war ausgeschöpft, eine Gegenfinanzierung nicht möglich.

Die Führungskraft fragte im Gespräch nach den wahren Prioritäten des Mitarbeiters. Die Antwort: „Ich fühle mich hier oft wie ein Code-Monkey. Ich möchte endlich mal an etwas Innovativem arbeiten, etwas, das ich selbst gestalten kann.“

Die Lösung: Der Entwickler erhielt 20 Prozent „Free Project Time“ – ein ganzer Arbeitstag pro Woche, an dem er an eigenen Projekten und Ideen arbeiten durfte, die dem Unternehmen potenziell zugutekommen. Zusätzlich wurde ihm zugesagt, dass das beste Projekt als offizielle Produkt-Innovation gelauncht würde – mit seinem Namen als federführendem Entwickler.

Ergebnis: Der Mitarbeiter blieb. Nicht, weil das Unternehmen das Gehalt erhöht hatte. Sondern weil es ihm etwas gab, das der Konzern nicht bieten konnte: Autonomie, Kreativität und Sichtbarkeit.

Kosten für das Unternehmen: Null Euro. Gewinn: Ein motivierter Top-Performer, der zwei Jahre später tatsächlich ein innovatives Feature entwickelte, das neue Kunden anzog.

Strategische Checkliste für das nächste Gespräch

Bevor Sie ein Gehaltsgespräch führen, in dem Sie kein Geld anbieten können, bereiten Sie sich strategisch vor:

Frage 1: Was sind die privaten Ziele des Mitarbeiters?

  • Baut er gerade ein Haus und braucht Planungssicherheit?
  • Hat sie kleine Kinder und wünscht sich mehr Zeit mit der Familie?
  • Plant er eine Weltreise und braucht dafür ein Sabbatical?

Frage 2: Welche Kompetenzen möchte der Mitarbeiter als nächstes erwerben?

  • Projektmanagement-Zertifizierung?
  • Führungserfahrung?
  • Tiefere technische Expertise in einem neuen Bereich?

Frage 3: Welche administrativen Hürden oder Frustrationen erleben sie im Alltag?

  • Zu viele Meetings?
  • Ineffiziente Prozesse, die Zeit stehlen?
  • Fehlende Entscheidungskompetenz?

Diese Fragen offenbaren Ihnen die wahren Hebel. Und oft können Sie genau dort ansetzen, wo Geld ohnehin keine Lösung wäre.

Kreativität schlägt Budget

Die besten Führungskräfte sind nicht die mit dem größten Budget, sondern die mit der größten Kreativität. Wer die Wünsche, Träume und Frustrationen seiner Mitarbeiter wirklich kennt, kann sie auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten binden und motivieren.

In meinen Trainings lernen Führungskräfte, das Total-Rewards-Modell systematisch anzuwenden. Wir erarbeiten gemeinsam, welche nicht-monetären Incentives in Ihrem Unternehmen verfügbar sind, trainieren die richtige Gesprächsführung in Rollenspielen und entwickeln individuelle Retention-Strategien für Ihre Top-Performer.

Ziel ist es, dass Ihre Manager nicht hilflos vor Budgetgrenzen kapitulieren, sondern souverän und kreativ alternative Lösungen anbieten können – zum Vorteil der Mitarbeiter und des Unternehmens.

Kontaktieren Sie mich für ein individuelles Angebot:

Ich entwickle gerne ein maßgeschneidertes Training für Ihre Führungskräfte, das auf die spezifischen Rahmenbedingungen und die Kultur Ihres Unternehmens zugeschnitten ist.

Dr. Conrad Pramböck
Upstyle Consulting GmbH
cp@conradpramboeck.com
Mobil: +43 – 676 – 534 12 57

P.S. Mein Literaturtipp: Wenn Sie das Thema interessiert, empfehle ich Ihnen mein Buch Die Kunst der Gehaltsverhandlung, zu bestellen unter anderem auf Amazon.